Die Schwitzhütte: Ein besonderes Schamanenritual
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Auch wenn in vielen Regionen der Erde bis heute nur wenige Überlieferungen über Schwitzhüttenrituale erhalten sind, so geht man davon aus, dass Schwitzhütten ursprünglich eine rituelle Bedeutung im Zusammenhang mit der Jagd hatten. Es wird vermutet, dass Jäger durch exzessives Schwitzen ihren Körpergeruch neutralisiert haben. Auf diese Weise konnten sie sich näher an Beutetiere heranschleichen. Erst mit der Zeit wurde aus dieser Jagdzeremonie eine spirituelle, in der man die Tiergeister anrief und um Jagdglück bat. Die Schwitzhütte wurde von diesem Zeitpunkt an zur Visionssuche und viele weitere spirituelle Rituale genutzt. Mithilfe von Schwitzhütten Zeremonien wurden Visionen gesucht, die dem Wohl der Gemeinschaft dienten. Man bat die Geister der Ahnen und der Natur um Trost, Rat und Unterstützung. Auch der antike griechische Historiograph Herodot berichtete bereits 450 vor Christus über das Kriegervolk der Skythen und beschrieb ihre Form des Schwitzbades. Sie wickelten sich in Decken und warfen Hanfsamen auf glühende Steine, so dass ein unglaublich dichter Dampf entstand. Auch in Irland gibt es uralte Aufzeichnungen über Erdhütten, die mindestens 1.500 Jahre alt sind. Viele davon sind heute noch zu finden.
Bei den Lakota Indianern erzählt man sich eigene Ursprungsmythen der Inipi. Einst gab es eine Frau, die mit ihren fünf Brüdern in einem Canyon lebte. Jeden Abend gingen die Brüder auf die Jagd, jedoch verscholl bei jeder Jagd einer von ihnen. Als die verzweifelte Frau sich das Leben nehmen wollte und einen Stein verschluckte, wuchs aus diesem der Steinjunge heran, Iyan Hokshi. Der Steinjunge wuchs außerordentlich schnell heran und ging schon bald ebenfalls auf die Jagd. Er traf auf eine alte Frau, die in einem maroden Tipi lebte, in dem fünf Beutel an den Wänden lehnten. Die Frau klagte über Rückenschmerzen und bat den Steinjungen über ihren Rücken zu laufen, um die Schmerzen zu lindern. Als er einen spitzen Gegenstand unter ihrer Kleidung spürte, wusste er, dass sie seine Onkel getötet hatte und sprang so lange und so fest auf ihren Rücken, bis er brach und sie tot war. In den fünf Beuteln fand er seine fünf verdorrten Onkel. Als er erschüttert das Tipi verließ, sprach ein Haufen runder Steine zu ihm und wiesen ihn an, eine kuppelförmige Hütte aus Weidenruten und Büffelfellen zu bauen. Er brachte die Körper seiner Onkel in die Hütte und verbrannte den Körper der Frau auf einem Feuer davor. Anschließend trug er die glühenden Steine mit einem Hirschgeweih in die Hütte und begoss sie mit Wasser. Er bedankte sich bei seinen Onkeln. Als er diesen Vorgang wiederholte, bewegte sich etwas in der Hütte. Der Steinjunge begann zu singen und beim vierten Durchgang stimmten seine Onkel in den Gesang mit ein. Sie waren von den Toten auferstanden und von nun an, galt dieses Ritual der Schwitzhütte als heilig. Aus diesem Grund hieß die Schwitzhütte bei den Lakota auch „wakan tunka tipi“, was so viel bedeutet wie „Hütte der heiligen Steine“ oder „wo die Steine zu dir sprechen“.
Schwitzhütten unterscheiden sich aufgrund ihres Zwecks (siehe Reinigungshütten und Heilungshütten) oft deutlich voneinander. In diesem Abschnitt erläutern wir deshalb den Aufbau einer Reinigungshütte nach Lakota-Tradition nach Instruktionen unserer langjährigen Partner Elk Heart und Sqquoyah. Der Bau der Schwitzhütte selbst ist nicht Teil der Zeremonie, läuft jedoch ebenso nach einigen rituell-wichtigen Schritten ab. In der folgenden Anleitung zum Bau einer Schwitzhütte gehen wir Schritt für Schritt auch diese Vorbereitungen durch.
Ist der Eingang geschlossen, herrscht in der Hütte beinahe vollkommene Dunkelheit und Stille. Lediglich ein leichtes Dimmern der glühenden Steine wirft karges Licht ab. Teilnehmer sprechen nur, wenn die Runde es verlangt und der Leiter ihnen das Wort erteilt. Zu allererst begrüßt der Ritualleiter die Stein-Spirits (stone people). Dazu legt er kleine Zedernzweige auf die glühenden Steine, die prompt einen angenehmen Duft verbreiten. Anschließend werden die Geister der sechs Richtungen gerufen, indem Süßgras und Salbei verbrannt wird, ehe zum ersten Mal Wasser auf die glühenden Steine gegossen wird. Der heiße, wohlriechende Dampf, der aufsteigt und sich rasch in der Schwitzhütte verteilt, wird von den Lakota Großvaters-Atem genannt. Es werden auch spezielle Lakota-Lieder gesungen und Gebete gesprochen. Dabei beenden Teilnehmer ihre Worte immer mit dem Wort „hau“ und die anderen antworten mit „hau“. Abschließend sprechen die Teilnehmer gemeinsam die Worte „mitakuye oyasin“, ehe die Eingangsklappe wieder geöffnet wird und das Ende der ersten Runde symbolisiert. Wie lange eine Runde und auch die Pause zwischen den Runden dauert, ist situationsbedingt. In der Regel werden bei einer Reinigungshütte vier Runden begangen, in einer Heilungshütte sogar acht. Es obliegt dem Leiter der Schwitzhütten-Zeremonie, welche Runde welchem Thema zugrunde liegt.
Dies ist ein heiliges Pfeifenlied der Lakota-Indianer und die Übersetzung.
Wayan ki yeh (4x hintereinander singen)
Chanupa ki ley
Wakan tschei lo
Wayan ki yeh
Behold us, your children
We are doing the sacred pipe
The way we were shown
Behold us, your children
Beschütze uns, deine Kinder
Wir rauchen die heilige Pfeife
So, wie es uns gezeigt wurde
Beschütze uns, deine Kinder
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