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Schamanismus
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Schamanismus
Schamanismus ist die älteste Weisheitslehre, das oftmals nur geheim überlieferte Wissen vieler Völker.
Traditionelle schamanische Säulen, Sibirien
Mongolischer Schamane in traditionellem Gewand
Kinder der Hmong
Seoul, Südkorea
Torii, die traditionellen japanischen Tore zu Shinto-Schreinen
Stonehenge, Amesbury
Traditionelles Lager der Sami, Schweden
Felsenmalerei des Brandbergmassivs, Namibia
Die Buschmänner der Lesotho Region berichten, dass ihre Vorfahren in Höhlen lebten und in Trancezuständen die felsigen Wände bemalten. Aber auch in anderen Regionen in ganz Südafrika lebten schon vor dem 20. Jahrhundert viele Buschmänner-Stämme, die schamanische Rituale durchführten und sich mithilfe von Gesang, Trommeln, Klatschen und Tanz in veränderte Bewusstseinszustände begaben. Das Volk der Xam-Schamanen lebte in der Nähe des Nordkap und war bekannt dafür gute Regenmacher und Wahrsager in seinen Reihen zu haben. Sie wurden „!gi’ten“ genannt („!gi“ bedeutet Macht und „ten“ bedeutet Besitz).
Heilige Motouleng Höhlen
Im Norden von Malawi lebt das Volk der Tumbuka, welcher einer der vielen Besessenheitskulte in Afrika ist. In diesen ethnischen Gruppen ist der Geisterglaube sehr stark und vor allem besitzergreifende Geister sind ein wichtiger Aspekt ihres schamanischen Glaubens. Die Tumbuka nennen besitzergreifende Geister „vimbuza“, die sich meist der Frauen bemächtigen und Krankheiten auslösen. Diese Geister stammen von Kriegern aus dem 19. Jahrhundert, die nicht korrekt beigesetzt wurden und nun rastlos sind. Daneben gibt es noch „vilombo“ – mächtige Tiergeister – „vyanusi“ – wiedergekehrte Geister mächtiger Heiler. Doch auch andere schamanische Völker in Afrika arbeiten mit Besessenheit auslösenden Geistern. Bei den Swahili in Ostafrika sind „pepo“ böswillige Geister, die Frauen befallen und erst durch ein mehrtägiges Heilritual wieder vertrieben werden können. Auch die Derdeba-Zeremonie in Marokko oder der Stambali-Ritus in Tunesien, sowie ähnliche Rituale der Tuareg, des Boro-Kultes, des Dodo-Kultes und des Zar-Kultes in Ägypten zielen darauf ab, mittels schamanischer Rituale Besessenheit zu heilen.
Tipi, traditionelles Zelt einiger Stammesgruppen Nordamerikas
Die Kulturen der Inuit-Völker im Norden Amerikas waren seit jeher stark animistisch geprägt und glaubten an Geistwesen und Gestalten, die ihnen übergeordnet waren. Sila (oft auch Sla oder Hila) war das höchste aller Wesen des arktischen Schamanismus. Diese gottähnliche Gestalt herrschte über die Atmosphäre als auch den Weltraum und ihr Zorn bedingte schwere Unwetter. Auch Anningan, der Mondgott und Malina, die Sonnengöttin, waren höchst angesehene Wesen arktischer Schamanen. Besonders verehrt wurde zudem Sedna, eine Göttin, die die als Mutter der Meere für den Jagderfolg verantwortlich war und ganze Stämme mit Hungernöten peinigen konnte. Außergewöhnlich ist auch der fehlende kosmogonische Ansatz in den Erzählungen der Inuitvölker. Inuit und andere indigene Kulturen des hohen Nordens glauben fest daran, dass die Welt nicht entstanden ist, sondern schon immer so war wie jetzt. Die vom Mond regierte Welt beherbergte vorübergehend die Seelen der Verstorbenen, die wieder reinkarnierten. Arktischer Schamanismus war zudem stark von Jagdriten geprägt. Vor der Jagd mussten die Schutzgeister anhand von Zeremonien wohlwollend gestimmt werden und Beutetiere wurden mit Opfergaben bedacht. Inuit- Schamanen fürchteten sich davor, den Zorn von Inua zu erregen, der gemeinsamen Seele einer jeden Tierart. Die arktischen Schamanen wurden Angakok genannt und vermittelten zwischen der diesseitigen Welt und der jenseitigen. Sie heilten Stammesmitglieder, bewahrten Traditionen, besänftigten das Wetter und die Geister und leiteten als angesehene Führer Zeremonien. Mit der Unterstützung von Hilfsgeistern und dem Trancezustand traten sie in die Geisterwelt ein Auserwählt wurden Inuit-Schamanen von Geistern, Göttern oder direkt vom ältesten Schamanen. Besonders interessant ist das schamanische Inuitvolk der Tunumiit in Grönland. Da sie erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Europäern in Kontakt traten, konnte ihre schamanische Kultur bis heute sehr gut bewahrt werden.
Athabasca Wasserfälle, Kanada
Schamanische Werkzeuge, Mexiko
Tikal, antike Mayastadt in Guatemala
Ruinen der Inkastadt Machu Picchu, Peru
Totems der Mapuche in Temuco, Chile
In den 60er Jahren entwickelte sich in der westlichen Welt eine moderne Form des Schamanismus, die Neoschamanismus genannt wird. Auf der Grundlage von Michael Harners Forschungen etablierte sich eine spirituelle Bewegung, die schamanische Rituale indigener Völker sowie traditionelle Weltanschauungen der Urvölker in einen modernen Kontext übertrugen, mit dem Ziel, Schamanismus auch für Menschen der westlichen zugänglich zu machen. Die Prinzipien des Neoschamanismus sind von unterschiedlichsten Kulturen geprägt und fußen auf dem Prinzip, dass jeder Mensch schamanische Rituale durchführen kann. Neoschamanische Techniken sind somit sehr individuelle Praktiken, die es jedem Menschen erlauben Visionen zu haben oder in Kontakt mit der Anderswelt zu treten. Anhänger des Neuschamanismus waren schon immer Menschen der westlichen Welt, die sich für Spiritualität und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur begeisterten. Auch die Theorie des rumänischen Religionswissenschaftlers Mircea Eliades, in der er über einen globalen Schamanismus spricht, als auch die Publikationen des Anthropologen Carlos Castaneda, waren ausschlaggebend für die Popularität und die rasche Verbreitung des Neoschamanismus in der westlichen Welt. In Europa wird moderner Schamanismus praktiziert, um Mensch psychisch zu entlasten und ihre Seele zu heilen, aber vor allem auch, um zur Ursprünglichkeit zurückzukehren und alte Weisheiten zu erlernen.
Der US-amerikanische Anthropologe und Schamane Michael Harner widmete viele Jahre seines Lebens der Erforschung des Schamanismus, vor allem in Nord- und Mittelamerika. Aus dem Ergebnis seiner Studien leitete er den so genannten Core Schamanismus ab – eine Art Schnittmenge sämtlicher schamanischer Praktiken auf der ganzen Welt. Dieser Basis-Schamanismus vereint universelle Kernelemente, die in allen schamanischen Kulturen zu finden sind und ist außerdem eine Anleitung für transkulturelle Heiltechniken. Harner selbst sah sein Werk als Lehrmethode an, die dabei helfen sollte, Schamanismus in die heutige Zeit zu integrieren. Core Schamanismus umfasst Grundelemente für eine spirituelle Lebensweise, losgelöst von jeglicher Kultur. Somit ist der Kernschamanismus vielmehr ein Anleitung Schamanismus zu praktizieren, als ihn zu leben. Praktizierende des Core Schamanismus behaupten nicht Schamanen zu sein, sondern schamanisch zu arbeiten, mit denselben Ergebnissen und unter Anwendung derselben schamanischen Techniken, wie unsere Vorfahren. Harners Prinzipien des Core Schamanismus und dessen Verbreitung stießen auf viel Kritik, so wurde ihm unter anderem spiritueller Diebstahl von indigenem Kulturgut vorgeworfen.
Bei der Ausübung schamanischer Praktiken werden eine Vielzahl an spiritueller Symbole und Zeichen sowie unterschiedliche rituelle Gegenstände eingesetzt, denen wichtige Bedeutungen innewohnen. Diese schamanischen Zeichen stammen aus unterschiedlichen Zeitaltern und Kulturen, so dass ihre genaue Bedeutung oder Herkunft oft nicht ganz geklärt ist. Ein Beispiel für ein mächtiges Symbol des Schamanismus ist das Auges des Medizinmannes, welches auf die umfangreiche Heilkompetenz eines Schamanen hinweist und ebenso für Weisheit und Lebenserfahrung steht.
» Wenn der Schüler bereit ist, findet sich der Lehrer. «
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