von Kurt Fenkart

Eine Reise nach Peru

Liebe die Erde wie Deine Mutter!

Diese Aussage gaben mir die peruanischen Schamanen Don Juan und Don Miguel nach der Initiation zum Inka-Schamanen mit nach Hause, als Botschaft für die „westlich – zivilisierte“ Welt.

Ich lernte Juan und Miguel bereits auf meiner ersten Reise nach Peru kennen. Anfangs war das Verhältnis noch kühl. Abtastend. Prüfend. Ja, die beiden und ihre Gefährten prüften mich. Auf mehreren Reisen, bei vielen Zeremonien.

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Inhaltsverzeichnis
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Auf dem Weg zu den letzten Inkas

Eines Tages erhielt ich von Miguel die Einladung ihn nach Qeros – in das Heimatdorf der Schamanen zu begleiten.
Zusammen mit ein paar einheimischen Freunden Miguels brechen wir eines Abends auf. Die ganze Nacht hindurch fahren wir auf einer holprigen Schotterpiste in die Berge. Stundenlange Einsamkeit. Kein Dorf. Nichts. Nur der schon fast volle Mond erhellt ein wenig die karge Berglandschaft. Erst nach Tagesanbruch zweigen wir ab. Die Straße ist nur mehr ein holpriger Karrenweg. Weitere Stunden in unserem kleinen Bus geht es ein Hochtal hinauf auf einen Pass. Nach über 16 Stunden Fahrt und durchgeschüttelten Gliedern ist Endstation. Kein Anzeichen einer menschlichen Siedlung. Einige Freunde aus dem Dorf erwarten uns mit Pferden. Wolken ziehen auf und es wird bitterkalt. Wir führen die Pferde einen steilen Hang hinunter in ein Hochtal. „Ist dort unten Qeros?“ frage ich. „No“, antwortet ein Begleiter. Weiter hinten im Tal geht es wieder hinauf. Endlos hinauf. Durch die immer wieder auftauchenden Nebelschwaden ist die Stimmung düster und die majestätischen Berge verstecken sich vor unseren Blicken. Wir Fremden dringen ohne Erlaubnis der mächtigen Bergspirits immer tiefer in das den Inkas heilige Land vor.

Am höchsten Punkt der Route, auf einem Pass, wird abgesessen. Don Juan erklärt, Miguel übersetzt: Alles um uns herum, die Natur, die Erde, die Berge, alles ist beseelt. Die Berge sind Sitz von sehr hohen und mächtigen spirituellen Wesen. Diese Wesen beobachten unsere Ankunft. Und bevor wir das Gebiet von Qeros betreten, müssen wir diese mächtigen Wesen um Erlaubnis bitten. Damit wir geschützt sind!
IACFS Schamanisches Wissen - Eine Reise nach Peru - Liebe die Erde wie deine Mutter - Ein Weg führt auf einen Berg in Peru

Die Erde im Ungleichgewicht

Während Don Juan die kleine Zeremonie vorbereitet, spreche ich mit Miguel über
den Umgang mit der Natur und den Bergen. Der westliche Mensch nimmt sich, was er braucht. Und wenn es zu seinem Vorteil gereicht, zerstört er. Er fragt nicht. Und die Seele der Natur leidet, die ganze Erde ist durch den „zivilisierten“ Menschen ins Ungleichgewicht geraten.

Ein Gespräch am peruanischen Bergpass

Das Ungleichgewicht der Erde ist ein Spiegelbild des menschlichen Denkens. Wir unterhalten uns über die Entwicklungen in der westlichen Welt, über die materielle Armut in den Entwicklungsländern und die materiellen Reichtümer und den Luxus in der zivilisierten Welt.

Ich erzähle Miguel von den Entwicklungen bei uns, dass vieles völlig aus dem Ruder läuft und zähle Beispiele auf: Untersuchungen besagen, dass sich bei uns nur ca. 20% der Bevölkerung glücklich fühlt! Und das in einer der reichsten Regionen der Welt. Unsere Gesellschaft ist so reich, dass wir uns einen riesigen Verbrauch an Kopfwehmedikamenten leisten können.

Miguel antwortet sarkastisch: Bei uns sind die Menschen so arm, dass sie sich keinerlei Kopfwehmittel leisten können! Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie gar nicht so viel Kopfweh haben? In den Anden leben die Menschen einfach, aber zufrieden. Viele haben nur einfache Hütten, die mit Stroh bedeckt sind. Ohne Boden, ohne Heizung, ohne Wasser, ohne Strom. Auch in Peru gibt es Statistiken: Dort, wo die „Armen“ leben, ist der Anteil der Bevölkerung, der sich glücklich fühlt am höchsten – nämlich über 50%!

Die Lehren der Vorfahren haben eine Antwort darauf: Wahrer Reichtum ist eine Ausgewogenheit zwischen materiellem und spirituellem Reichtum.

Geistige Führung und innerer Frieden

Spiritueller Reichtum beginnt beim Reichtum im Herzen. Ich erinnere mich. Bei unseren Reisen in Peru trafen wir auf viele „arme“ Kinder. Sie haben an materiellen Gütern nichts, gar nichts. Keine Plastikspielsachen, nicht mal Farbstifte und Papier. Und doch strahlen Sie eine Freude aus, die man nicht beschreiben kann. Wer im Herzen glücklich ist, ohne materielle Dinge zu besitzen, hat vieles begriffen. All unsere Arbeitsplatzängste, Neidigkeiten, Gewinnsucht bis zum Mobbing suggerieren einen dauernden Kampf ums Überleben. Es mangelt an Spiritualität und damit fehlt das Urvertrauen.

In den Anden halten die Schamanen den Kontakt zur anderen Welt aufrecht. Wer auf die Führung jenseitiger Kräfte vertrauen kann, verliert die Angst.

Das ist es, was uns die Schamanen aller Kulturen seit je her zum verstehen geben wollen. Vertraue auf Dein Schicksal. Alles geschieht zu Deinem Besten. Wenn Du Probleme hast, wende Dich vertrauensvoll an Deine geistige Führung in der anderen Welt. Da bekommst Du Rat und Hilfe. Und du erhältst (auch materiell) alles, was Du brauchst. Und Miguel erklärt:

„Du kannst Dich mit all Deinen Wünschen, Sorgen und Nöten an die Spirits wenden. Wenn Du ein Auto brauchst, bekommst Du es auch. Nur was für ein Auto, das ist den Spirits egal. Du bekommst das, was Du brauchst.“

Der Mangel in der westlichen Welt

Der spirituelle Reichtum ist der westlichen Welt abhanden gekommen. Wer sich nicht mehr vertrauensvoll an die helfenden Kräfte wenden kann, der zermartert sich den Kopf – die Angst beherrscht das Denken. Aus der Angst entsteht die Gier, die das Denken der westlichen Welt beherrscht. Mehr, Mehr und noch mehr. Der Dauerstress führt beim Individuum zu Kopfweh, Schlafstörungen und weiteren stressbedingte Folgeerscheinungen, beim Wesen Erde zu Ausbeutung Verschmutzung und Zerstörung. Unsere eigenen Angstgefühle und Gedanken des Mangels kommen in Kontakt mit den kollektiven Angst- und Mangelgedanken und verstärken diese. Ein starkes Resonanzfeld von Angst und Mangel entsteht. Und dann treten die Medien in Aktion. Berichte über Firmenpleiten, negative Statistiken, zunehmende Arbeitslosenzahlen, Kurzarbeit und Kündigungswellen laden das kollektive Resonanzfeld immer weiter mit Angst- und Mangelgedanken auf! Die Angst vor dem Mangel erhöht die Gier, die Ausbeutung und Zerstörung nimmt ungeahnte Ausmaße an. Gier und Angst sind menschliche Emotionen, die, seit es Menschen gibt, Krisen auslösen.

Als ich mich mit Miguel über dies Themen austauschte, gab es noch keine Ölkatastrophe an der Küste der USA. Die dilettantische Vorgangsweise von BP, die dann zur Katastrophe führte ist nur ein trauriger Beweis für die Gier der Konzerne. Allerdings müssen wir an dieser Stelle festhalten, dass jeder Konzern aus einer Vielzahl von Individuen besteht. Das kollektive Denken äußert sich im Handeln des Konzerns… Im Grunde hätten wir die besten Voraussetzungen dafür, dass es uns allen gut gehen könnte. Aber: Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe gingen verloren in dieser Ellbogengesellschaft, die nur noch von Konsumbefriedigung und Egoismus regiert wird. Statt sich für die Schaffung von besseren Lebensbedingungen für Mensch und Umwelt einzusetzen, regiert auch in der Politik die Angst und Gier.

Eine gesunde Erde und eine gesunde Wirtschaft braucht ein ausgewogenes Verhältnis dieser Emotionen.

Der Mensch und Mutter Erde

Zuallererst müssen wir uns von der Vorstellung trennen, die Erde sei etwas außerhalb von uns. Diese exoterische Betrachtung: Ich bin hier (als Individuum), die Erde ist dort draußen, ist schlichtweg falsch.

So, wie die Gesellschaft aus den einzelnen Individuen besteht, so besteht auch die Erde aus einer Gesamtheit – das was wir als Natur bezeichnen und sich auf der Erdkruste befindet, ist die Haut der Erde. Jedes Individuum sollte sich folgendes bewusst sein: Ich lebe auf der Haut der Erde, bin Teil der Natur und damit Teil der Erde. Die Erde wird nicht sterben. Wenn wir allerdings die Haut zerstören, werden wir selbst untergehen.

Die Regeneration der Erde würde relativ rasch geschehen. Nach etwa 200 bis 300 Jahren hätte der Wald in unseren Städten wieder die Oberhand gewonnen. Selbst der Straßenasphalt ist dann für Löwenzahn oder Birken kein Hindernis mehr. Die unbewohnten Gebäude fallen der eindringenden Feuchtigkeit zum Opfer, zuerst die Holzhäuser. Ziegelhäuser geben sich bald auch der Erosion geschlagen. Der Stahl der Hochhäuser beginnt irgendwann durch die Nässe zu rosten und übt großen Sprengdruck auf den Beton aus. Am Ende zerfällt Stahl in Eisenoxide, Beton verwittert zu Sand und Kies.

Sehr bald würden die einst vertriebenen Raubtiere wieder das Kommando in einer menschenleeren Welt übernehmen. Wölfe würden in Mitteleuropa sich wieder ausbreiten. Braunbären vermehren sich und würden die zerfallenden Häuser als Wohnhöhlen benutzen. Elche und Wisente wandern über die bald von Gestrüpp und Bäumen überwucherten Äcker. Pferde und Rinder verwildern, die Hausschweine paaren sich mit Wildschweinen – die Natur gesundet und kehrt in einen ursprünglichen Zustand zurück.

Leben im Einklang mit der Natur

Der Mensch kann die Natur eigentlich nicht zerstören. Nur sich selbst. Die scheinbar kranke Natur ist nur das Spiegelbild des kranken menschlichen Denkens. Die Natur ist nicht krank, nur der Mensch! Und sein Umgang mit der ihn nährenden Natur. Wo fängt das Wohlergehen der Erde also an? Bei mir. Bei Dir. Bei jedem einzelnen Menschen, vom Baby bis zum Greis, unabhängig vom gesellschaftlichen Rang. Und damit auch die Zerstörung, die ja Teil unseres Umgangs mit der Erde ist. Eine Kultur, die Ehrfurcht vor der Erde mit all ihren Aspekten zeigt, wird nie so ausbeuten, dass alles zerstört wird.

Aus Sicht der Schamanen kommt es dort, wo die Menschen in die Natur eingreifen zu einer Durchdringung bzw. Überschneidung von materiellen, energetischen und spirituellen Aspekten. Schamanen arbeiten hauptsächlich mit dem spirituellen Aspekt. Alles, was existiert, ist beseelt. Alles, was existiert, besitzt „Spirit“. Jede Region, jedes Dorf, jedes Grundstück ist von einem lokalen Spirit bewohnt. In Peru wird der Spirit auch durch Opfergaben versöhnlich gestimmt. Ein Beispiel: Soll auf einem Grundstück ein Gebäude errichtet werden, wird mit dem Spirit des betroffenen Grundstücks Kontakt aufgenommen. Er soll mit der Errichtung einverstanden sein. Unser Inneres und unsere Gedanken spiegeln sich im Außen wider. Ändern wir unsere Einstellung, begegnen wir der Erde wieder mit Ehrfurcht, dann kann der Mensch auf der Haut der Erde weiterleben.

In der Zwischenzeit hat Don Juan das Opfer fertig und die Einwilligung der hohen Bergwesen erhalten. Die Fremden sind im Gebiet von Qeros willkommen!

Miguel berichtet Juan von unserem Gespräch und Juan drückt seine Meinung in einfachen, dafür aber sehr berührenden Worten aus:

„Das, was ihr im Westen zivilisiert nennt, ist nach unserer Ansicht primitiv und barbarisch. Ihr habt keinen Respekt, vor dem, was Euch nährt und am Leben erhält. Die Erde ist unser aller Mutter, der Menschen, Tiere und Pflanzen. Und was fügt ihr Eurer Mutter für Schaden zu? Stell dir vor, Deine Mutter hat einen wertvollen Fingerring. Um an den Ring zu kommen, schneidest Du Deiner Mutter den Finger ab. Würdest Du Deine Mutter, die Dir das Leben schenkte, so behandeln? Nein. Aber mit Eurer Erdmutter macht ihr es so!“

Nachdem Juan für uns die Einwilligung der hohen Bergwesen erhalten hat, machen wir uns auf den Weg ins Tal!

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IACFS Schamanismus Akademie Leitung Kurt Fenkart bei Einweihungszeremonie mit Schamane in Peru

Die Botschaft des Schamanen

Zwei Tage später. Don Juan bittet uns, ihn in die Berge zu begleiten. Mehrere Zeremonien sollen an diesem Tag durchgeführt werden. Die abschließende Reinigungs- und Heilungszeremonie im eiskalten Gebirgsbach hatte ich am Vortag schon absolviert. Mein Energiefeld war vorbereitet. Um mit den hohen Wesenheiten in Kontakt zu kommen, muss das Licht, das den Körper umhüllt, völlig rein sein, klärte mich Don Juan am Vortag auf. In meinem mehrjährigen Entwicklungsprozess, wurden zuerst die groben, dann auch die kleinen Unausgeglichenheiten aus meinem Energiefeld entfernt.

Ausgeglichenheit und Gesundheit sind für Don Juan ein und dasselbe, eine Frage der Energie. „Die Unausgeglichenheiten sind es, die die Menschen krank machen. Ihr sagt Stress dazu! Die Heilungszeremonien der Inkas dienen dazu, die Unausgeglichenheiten aus dem Energiefeld zu entfernen“, meinte Don Juan einmal.

Wir befinden uns an einem Gebirgssee hoch über dem Dorf, das Wasser klar wie ein Auge, umrahmt von mächtigen Bergen. Schönheit. Wir sind umgeben von Ruhe und Stille, ja selbst das Summen der Insekten ist verstummt. Die Strahlen der Sonne spiegeln sich im See. Wir sind umgeben von einem Funkeln, wie von tausenden Brillanten. Die Natur zeigt sich in all Ihrer Pracht.

Eine kleine Insel wurde von Don Juan für den Höhepunkt ausgewählt. Ich soll die Einweihung zum Paqoruna – zum Schamanen – erhalten. Nach der Zeremonie weist mich Don Juan nochmals auf die Essenz all seiner Lehren hin:
„Liebe die Erde, mehr als Du Deine leibliche Mutter jemals geliebt hast. Du bist jetzt Paqoruna, aufgenommen in die uralte spirituelle Tradition der Inkas. Die Inkas haben die Erde immer geliebt und geachtet. Ihr gedankt, für jede Ernte, für alles, was sie erhalten haben. Und so trage diese Botschaft hinaus und unterweise die Menschen im Respekt und der Liebe zu unserer aller Mutter…!“

Als äußeres Zeichen der Ehrerbietung vergräbt Don Juan die Opfergaben für die Mutter Erde.

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