Sonnentanz
Gleich mehrere Indianerstämme, die in den nordamerikanischen Prärien und Plains leben, vollführten zu wichtigen saisonalen Ereignissen im Sommer einen Sonnentanz.
Der unter dem Namen Wiwang Wavipi bekannte Sonnentanz hat eine unglaublich wichtige Bedeutung für die Prärie-Indianer Nordamerikas. Dennoch ist selbst den Stämmen der genaue Ursprung dieser Zeremonie nicht klar. Eine Legende der Lakota berichtet, dass eine ihrer Gottheiten – die weiße Büffelkalbfrau – das Ritual des Sonnentanzes an einen Medizinmann überbracht hat. Als Tochter der Sonne und Gattin des Südwindes überbrachte sie auch die anderen der sieben Riten. Andere Medizinmänner der Sioux vermuten den Ursprung tatsächlich in der Verehrung der Sonne. Sie können sich gut vorstelen, dass einer ihrer Vorfahren nach einem langen Winter, die warme Sonne mit einem freudigen Tanz begrüßt hat. Die weißen Missionare verboten den Sonnentanz 1904, nachdem sie bereits 1881 das Durchstechen der Haut verboten hatten. Dank des Indian Reorganization Acts von 1934 wurde die zwischenzeitlich auch Regentanz genannte Zeremonie jedoch wieder erlaubt und ist bis heute eine der wichtigsten Traditionen der Prärie-Indianer Nordamerikas.
Es ist längst bekannt, dass die ursprünglichen Interpretationen des Sonnentanzes nicht voll zutreffen. Zwar findet man den Ursprung des Sonnentanzes vermutlich in der Verehrung der Sonne, die nach einem harten Winter voller Entbehrungen wieder Leben in die Ebenen Nordamerikas brachte, jedoch hat die Sonnentanz-Zeremonie eine weitaus tiefere soziale und spirituelle Bedeutung für die meisten Stämme. So nehmen an den Tänzen meist nur Männer teil, um ihnen das Leid zu vermitteln, das Frauen bei der Geburt durchstehen müssen. Er lernt ohne die Erfahrungen eines Krieges das Geheimnis des Schmerzes und des Blutes, was ihn zu einem vollwertigen Stammesmitglied und Krieger werden lässt. Doch jeder Sonnentänzer hat auch persönliche Gründe an der Zeremonie teilzunehmen. Manche bitten vor der Geburt um ein gesundes Kind, andere um Heilung einer schweren Krankheit, wieder andere bitten um Visionen und eine Lebensaufgabe, während einige auch um Vergebung für Taten bitten, die sie bereuen. Der Schmerz, den die Indianer während des Sonnentanzes spüren und die Entbehrung durch das Fasten sollen den Geistern signalisieren, dass ihnen ihr Anliegen wichtig ist und sie alles tun, um von ihnen erhört zu werden. Damit die Sonnentänzer die Strapazen durchstehen, berühren viele Bewohner aus umliegenden Dörfern ihre Körper während des Tanzes, um ihnen heilende Kräfte zu übertragen. Frauen nehmen nur selten an Sonnentänzen teil. Wenn das der Fall ist, werden ihnen die Pflöcke an den Armen eingesetzt.
» Mit der Verehrung alles Lebendigen wächst meine Seele und mein Leib wird stark im Rhythmus deiner Sonne und deines Mondes. «
Immer zur Sommersonnenwende führen Stammesmitglieder der Prärie-Indianer einen Sonnentanz durch. Zu Beginn wir eine Pappel gefällt und zu einem Zeremonieplatz getragen. Um diesen gefällten Baum wird der Sonnentanz vier Tage lang durchgeführt. Damit die Tänzer auch tatsächlich einen Trancezustand erreichen, erldulden sie immenses Leid. Zum einen tanzen sie an diesen vier Tagen von Sonnenaufgang bis in die Abendstunden ohne Pause, ohne Wasser und ohne Essen bei Durchschnittstemperaturen um die vierzig Grad Celsius. Als wären diese Strapazen nicht schon schmerzhaft genug, durchstechen sich die Indianer für den Sonnentanz die Haut an Rücken und Brustkorb, um dort Hölzchen einzuführen. An diese Hölzchen binden sie Schnüre, die entweder an der Pappel, um die sie tanzen, oder an sieben schwere Bisonschädel gebunden werden. Ihr Ziel ist es, durch die tanzenden Bewegungen die Pflöcke aus ihrem Fleisch herauszureißen. Der damit einhergehende Schmerz soll das Leid vergrößern und den Trancezustand herbeiführen.
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