von Kurt Fenkart

Weihe-Nacht

Als die Germanen Christen wurden, übernahmen sie ihr altes Fest der Weihe-Nacht. „Weih“ in Weihnacht geht zurück auf das althochdeutsche „wîh“, welches als Adjektiv ‚heilig‘, als Substantiv, ‚Heiligtum, Tempel‘, bedeutete.
Erfahre in einer Anleitung am Ende des Blogartikels, wie du mit einem zweiteiligen Ritual das Lichtkind heiligen kannst.

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Die Nacht in der das Lichtkind geheiligt wird

Die Menschen betrachteten das Geschehen im Außen als Analogie zum Geschehen im Inneren. So wurde die Wintersonnenwende zur mystischen „Heiligen Nacht“. Die Wintersonnenwende steht für die Neu-Geburt des Lichts und hatte bei unseren „heidnischen“ Vorfahren – genauso wie auch bei anderen Völkern der Erde – eine starke mystische Bedeutung. Die exakt astronomische Wintersonnenwende ist der 24. Dezember. Am 21. Dezember erreicht die Sonne Ihren tiefsten Stand. Am 22. Und 23. Dezember bleibt sie auf diesem tiefsten Stand! Erst am 24. Dezember nimmt sie das erste mal wieder zu. Das Licht wird geboren.

So wie im Außen die Sonne einen neuen Zyklus verspricht, so soll auch im Inneren des Menschen ein neuer Zyklus beginnen. Die Nacht der Wintersonnenwende ist die „Weihe-Nacht”. In dieser „hochheiligen“ Nacht wird „das Licht-Kind” geboren, die neue Sonne, die zu Ostern das große Wunder der „Auferstehung” der Natur bringen wird. Die „Weihe-Nacht“ wurde vorchristlich auch „Mutternacht“ genannt. Denn in dieser Nacht gebiert die Mutter-Göttin (das Christentum setzte an diese Stelle Maria) tief in der finsteren Erde (repräsentiert durch eine Höhle, später abgelöst durch die Krippe) in der stillsten aller Stunden das Sonnenkind (Christus).

Schon vor dem Christentum feierten viele Kulturen die Wiedergeburt der Sonne und des Lichtes. Beispiele sind der aus Persien stammende Mithras-Kult, in Ägypten gebar die Gottesmutter Isis den Himmelsgott Horus. Im alten Griechenland wurde Dionysos als göttliches Kind als Erlöser und Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums verehrt. Auch für die Inkas in Peru war die Wintersonnenwende (auf der Südhalbkugel am 24. Juni) die wichtigste Feier im Jahreskreis.

Mit der Ausbreitung des römischen Reiches wurde die Wintersonnwende dann zum römischen Staatsfeiertag ausgerufen als Geburtstagsfeier des „sol invictus“ – der unbesiegbaren Sonne. Um 330 schließlich erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur römischen Staatsreligion und funktionierte den alten Sonnengott um in den neuen Christengott, der als „lux mundi“ – als Licht der Welt – gefeiert wurde.
IACFS Schamanisches Wissen - Weihe-Nacht - Krippe

Weihe-Nacht, Weihnachten – ein heidnischer Brauch

In Deutschland wurde dieser Feiertag erst 813 anerkannt und löste damit das altgermanische Julfest ab. Das Julfest ist ein mehrere Tage dauerndes Sonnen- und Fruchtbarkeitsfest, das mit verschiedenen Ritualen zur Neuaktivierung der natürlichen Kräfte führen soll. Den Höhepunkt der Dunklen Zeit bildete „Jul“, die „Mutternacht“. Die Feier ging eigentlich 12 Nächte lang. Diese 12 Nächte nannte man auch die Raunächte. Jede Raunacht stand für einen Monat des Jahres und an diesen Tagen wurde das Orakel über das kommende Jahr befragt.

Legenden berichten von Tieren, die der menschlichen Sprache mächtig, über die Zukunft erzählen. Wenn wir heute eine Krippe aufstellen erinnert das an die alten Rituale zum Kontakt mit den sprechenden Tieren, die Schamanen seit jeher praktizieren, indem sie durch eine Höhle zu Ihren Krafttieren reisen und von diesen Rat und Hilfe erlangen. Das Abbrennen von Weihrauch, Myrrhe oder anderem Räucherwerk diente als Schutz bei der schamanischen Reise. Durch das Räuchern werden üble Geister abgewehrt, damit nur die guten Geister (die wohlmeinenden sprechenden Tiere) dem Schamanen den richtigen Rat geben. Heute erinnert das Ausräuchern von Haus und Stall in den ländlichen Gebieten noch an diese schamanischen Wurzeln. Bis in unsere Zeit hinein stand dahinter die Absicht böse Geister zu bannen!

Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann – schamanische Symbole

Auch der Weihnachtsbaum ist ein uraltes Symbol, das von der katholischen Kirche trotz schwerer Verbote und Strafen nicht verdrängt werden konnte. Die Kerzen am Weihnachtsbaum verheißen in der längsten Nacht die Neugeburt des Lichts. Ursprünglich war der Weihnachtsbaum ein Abbild des germanischen Weltenbaumes. Der Weltenbaum symbolisiert die Himmelsleiter. Es heißt auch, dass in der Fichte ein weiblicher, mütterlich schützender Baumgeist wohne. Wenn die Menschen zur „Weihe-Nacht“ eine Tanne oder Fichte ins Haus holten, verehrten sie damit auch den mütterlichen Waldschutzgeist. Das Schmücken des Baumes war ein Ritual zu Ehren des Weltenbaumes. Der Waldschutzgeist sollte damit gütig gestimmt werden.

„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind Deine Blätter…“

Manchmal sieht man auf dem geschmückten Christbaum kleine Fliegenpilze. In der schamanischen Kultur unserer Vorfahren war der Fliegenpilz für die Schamanen ein heiliger Pilz. Sie nutzten die visionäre Kraft des Fliegenpilzes für ihre schamanische Reisen, für ihre visionären „Flüge“ entlang des Weltenbaums in den „Himmel“. Die wichtigste Person im Julfest ist der Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann ist angezogen, wie das Männlein, das im Walde steht. Und der Weihnachtsmann kann fliegen. Der fliegende Schamane reist über den Weltenbaum in den Himmel und bringt als Geschenke Weissagungen für das kommende Jahr mit.

Wenn wir am Abend der „Weihe-Nacht“ den Weltenbaum schmücken, sollten die Kerzen nicht fehlen, denn wir feiern die Wiedergeburt des Lichtes. Und unter dem Weltenbaum platzieren wir Geschenke für unsere Lieben, zum Gedenken daran, dass wir an diesem Tag durch die große Mutter beschenkt werden, indem sie uns das Sonnenkind auf die Welt bringt.
IACFS Schamanisches Wissen - Weihe-Nacht - Geschmückter Weihnachtsbaum
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Das Lichtkind heiligen mit einem Gruß an die neue Sonne

Das Ritual besteht aus zwei Teilen – die Einstimmung mit der Kerze in der Adventszeit und die Begrüßung der neugeborenen Sonne am Weihnachtsmorgen und in den darauf folgenden Tagen bis Ostern.

Kerzenritual in der Adventszeit

Zünden Sie eine Kerze an. Gerne können Sie dazu auch die Kerzen des Adventskranzes nehmen. Zuerst 1, dann 2, dann drei, dann 4… Am Weihnachtsabend können Sie die Kerzen des Weihnachtsbaumes verwenden. Wenn Sie möchten können Sie eine langsame ruhige Meditationsmusik im CD-Player abspielen. Dann setzen Sie sich ruhig hin und entspannen sich.

Nehmen Sie Verbindung mit dem Kerzenschein auf. Fokussieren Sie mit den Augen den Kerzenschein. Betrachten Sie eine Zeit lang nur mehr den Schein der Kerze. Warten Sie bis der Schein der Kerze vor Ihren Augen verschwimmt und Ihr Körper ganz ruhig wird. Achten Sie auf Ihre Gedanken. Wenn Sie merken, dass Sie gedanklich abschweifen kehren Sie wieder zum Kerzenschein zurück. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf den Kerzenschein.

Sobald Sie ruhig sind, spüren Sie den ruhigen Rhythmus des Herzens in Ihrer Brust. Während Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit den Rhythmus des Herzens spüren, bleiben Sie mit Ihren Augen auf das Kerzenlicht fokussiert. Auch das praktizieren Sie eine Zeit lang und dann stellen Sie sich vor, wie Sie mit dem Licht der Kerze verschmelzen. Wie die Lichtstrahlen genau in Ihr Herz dringen und dort ebenfalls ein Licht erstrahlt.

Nun lenken Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Herzbereich und lassen das Licht stärker werden. Vielleicht spüren Sie auch eine Art Wärme hinter Ihrem Brustbein, eine angenehme Wärme in der Brust. Genießen Sie nun eine Zeit lang das Strahlen des Lichts in Ihrem Herzen. Stellen Sie sich vor, wie es wächst und immer stärker wird. So stark, dass das Licht aus Ihrem Herzen zu strahlen beginnt und Ihr ganzer Körper vom Strahlen erfasst wird. Verstärken Sie die Verbindung mit dem Licht so lange, bis Sie von Licht umgeben sind. Diesen Zustand können Sie so lange beibehalten, bis Sie selbst das Gefühl haben „Jetzt ist es genug“. Dann beenden Sie die Übung indem Sie nochmals das Licht der Kerze bewusst fokussieren und dann die Kerze mit einem Gefühl der Dankbarkeit löschen.

Gruß an die neugeborene Sonne ab dem Morgen des Weihnachtstages

Gehen Sie am Weihnachtsmorgen kurz bevor die Sonne am Horizont erscheint nach draußen. Stellen Sie sich in Richtung aufgehender Sonne. Werden Sie innerlich ruhig. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Herzgegend und versuchen Sie den Herzschlag zu spüren. Sobald die Sonne am Horizont erscheint, stellen Sie sich vor, wie der Strahl der Sonne in Ihren Herzbereich einströmt. Versuchen Sie mit Ihren Augen hinter halb geschlossenen Augenlidern – so, dass das Licht den Augen nicht schadet – die Sonne zu fokussieren.

Gleichzeitig bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit im Herzbereich. Sie werden spüren, wenn die Sonne Ihr Herz berührt. Das kann eine Wahrnehmung sein, wie ein leichtes Strömen oder ein Wärmegefühl – ein bisschen wärmer als zuvor. Nun stellen Sie sich vor, wie Ihr Herzbereich genau wie die Sonne zu leuchten beginnt.

Den Gruß an die Sonne können Sie bis Ostern wiederholen – sie werden merken, was sich für Sie verändert. Unsere Vorfahren kannten viele Geheimnisse.
IACFS Schamanisches Wissen - Weihe-Nacht - Schneelandschaft im Wald mit Sonnenschein

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